Villa ganZ

Dicke-Osmers-Stiftung

SO IST ES

Wohnungsnot und Armutsgefährdung


Das Land Niedersachsen hat sich im Jahr 2005 aus dem sozialen Wohnungsbau als eigenständiger Eigentümer-Akteur zurückgezogen. Darüber hinaus wurden weniger Sozialwohnungen gefördert und gebaut. Kommunale Wohnungsbaugesellschaften sollten das Problem lösen. Heute beobachten wir eine Verschärfung des Kampfes um bezahlbaren Wohnraum, weil die Mieten überproportional steigen und vorhandene Mietpreisbindungen von 2016 bis 2020 für weitere 31.000 Wohnungen in Niedersachsen ausgelaufen sind.

Berichte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) von 2024 bestätigen die aktuelle Misere:

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin untersuchte die Mietbelastung in Deutschland (DIW-Wochenbericht 41/2024, Zugriff vom 10. Okt. 2024). Die Forscher fanden heraus, dass in der untersten Einkommensgruppe (Haushaltsnettoeinkommen der unteren 20 v.H.) die Mietbelastung von 24 Prozent im Jahr 1990 auf 36 Prozent im Jahr 2021 wuchs (S. 629). Dabei gelten Haushalte mit mehr als 40 v.H. Mietbelastungsquote (Kaltmiete) als überbelastet. Der Anteil dieser überbelasteten Haushalte verdreifachte sich fast, er stieg zwischen 1990 und 2021 von fünf auf 14 Prozent (S. 634). Im Gegensatz zur Sozialmieterquote kletterte die Überlastungsquote stetig und liegt seit 2002 über der Sozialmieterquote. Gründe: Steigende Mieten und Rückgang der Sozialwohnungen von 4 Mill. Ende der 1980er Jahre auf rund 1 Mill. Ende 2022 (S. 630). Zudem ist auffällig, dass Einpersonenhaushalte und Alleinerziehende deutlich höhere Mietbelastungen als der Durchschnitt aller Haushalte aufweisen (S. 630). Lösungen liegen nach DIW in einer Stärkung des sozialen Wohnungsbaus und in rasch wirkenden haushaltsentlastenden Wohngelderhöhungen (S. 631).


Überhöhte Mieten und häufiges Wohnen in isolierten Randgebieten bescheren Leid, besonders den Familien von Alleinerziehenden mit minderjährigen Kindern, deren Anteil gegenüber Familien von Paaren und deren minderjährigen Kindern deutlich steigt. Jede fünfte Familie mit minderjährigen Kindern war in 2017 die Familie eines alleinerziehenden Elternteils; dabei ist die Anzahl der Kinder eher gering (Quelle: Hans Böckler Stiftung).

Alleinerziehende Mütter und Väter stehen täglich vor besonderen Herausforderungen, da sie Erziehungsaufgaben und die Verantwortung für den Erwerb des Familieneinkommens nicht mit einem Partner oder einer Partnerin im gemeinsamen Haushalt teilen können. Umso schwieriger ist es für sie, Beruf und Familie zu vereinbaren. Dies schlägt sich unter anderem darin nieder, dass sie besonders häufig von materieller Armut bedroht sind. Die Zuspitzung der Problematik ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass es sich bei den Alleinerziehenden um eine beständig wachsende Bevölkerungsgruppe handelt. 

 

Diese Daten konvergieren mit dem Faktum, dass im Durchschnitt jedes fünfte Kind in Deutschland von Armut betroffen ist.

„Was für andere junge Menschen ganz normal ist – Freunde nach Hause einzuladen, ein Rückzugsort für Hausaufgaben, ins Kino zu gehen oder neue Winterschuhe zu kaufen dafür fehlt in ihren Familien oft das Geld.“ (Armutsmuster in Kindheit und Jugend, Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2017, S. 6) Die dauerhaft in Armut lebenden Kinder haben Anspruch auf gutes Aufwachsen in Gemeinschaft und Teilhabe.

Neben den Alleinerziehenden befinden sich Alleinstehende an zweiter Stelle der Armutsgefährdungsquote (monetäre Armut) mit einem Anteil von 32,1 % in 2017. Siehe statistisches Bundesamt 2019 in https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Einkommen-Konsum-Lebensbedingungen/Lebensbedingungen-Armutsgefaehrdung/Tabellen/armutsgef-quote-typ-silc.html. Ein Migrationshintergrund erhöht zusätzlich die Armutsgefährdungsquote.

Die Stiftung Villa ganZ baut daher eher kleine Wohnungen mit etwa 30, 50 und 65 m² Wohnfläche für Alleinerziehende und deren Kinder sowie Alleinstehende.

Link zur Veranstaltung der Stiftung Villa ganZ am 01.10.2020 Wohnen – eine 'neue' Soziale Frage? https://www.youtube.com/watch?v=Ik-J2VfNVEA 

- weniger zeigen